Immer wieder passiert es mir, dass Menschen mir erklären, ich könne doch gar nicht in der SPD sein, weil ich erstens reich sei und zweitens nicht arm bin. Arm bin ich nicht, das stimmt.

Was für ein Glück.

Ich würde Wasser predigen und Wein saufen, ist auch an Infoständen der SPD immer wieder eine gern genommene Plattitüde.

Warum aber soll ich denn arm sein, um mich dafür einzusetzen, dass jene die keine gute Startposition haben die gleichen Lebenschancen haben, wie jene, denen seit der Geburt der goldene Löffel im Allerwertesten steckt?

Warum muss ich arm sein, um mich dafür einzusetzen, dass Menschen frei sind von Repression, frei von materieller Not, frei sich zu entfalten und ihr Glück zu machen, wie es im Grundgesetzt ja auch formuliert ist?
Warum soll ich nicht in einer schönen Wohnung leben, gutes Essen zu mir nehmen wertige Klamotten tragen und ein Segelboot besitzen, wenn ich will, dass Frauen gerechte Teilhabe an Wirtschaft und Gesellschaft haben?

Warum zum Teufel soll ich im Urlaub nicht Skifahren, wenn ich will, dass Menschen mit geringeren Einkommen solidarisch an dem Reichtum der europäischen Gesellschaft teilhaben? Warum muss ich in Not sein, wenn ich mich politisch dafür einsetzten will, dass wir uns auf der Erde solidarisch zu den zukünftigen Generationen verhalten?

Mitte der 2000 Jahre war ich Landesvorsitzender der Jusos Schleswig-Holstein. Auf den Juso-Landeskonferenz zu der Zeit diskutierten wir hart und manchmal ausufernd, was auch daran lag, dass starke Persönlichkeiten aufeinandertrafen.

Sowohl unter „meinen“ Leuten waren starke und redegewandte Frauen und Männer, aber auch die Minderheit hatte argumentativ starke Genossinnen und Genossen aufzubieten.

Da war Schwung in der Bude und auch wenn es durchaus manchmal an die Grenzen dessen ging, wie man in einer Partei miteinander umgehen sollte, war das eine Zeit, die mir klar gemacht hat, dass Streit und Wettstreit der Argumennte in der politischen Auseinandersetzung fruchtbar sein kann und dass es gut ist das andere Argument zuzulassen.

Auf einer dieser Landeskonferenzen prägte einer der damaligen Kreisvorsitzenden der Jusos aus SH einen Satz, den ich bis heute behalten habe: „Sozialismus ist: Wenn jeder einen Pool im Garten hat!“ Das ist gnadenlos überspitzt und war auch ironisch gemeint, aber ja, ich finde wir Sozialdemokraten sollten dafür streiten, dass jede und jeder ein gutes Leben hat, zumindest soweit man das politisch erarbeiten kann.
Wir wissen alle, dass materielle Sicherheit nicht automatisch ein gutes Leben bedeutet.

Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität ist das Motto der Sozialdemokratie in Deutschland. Das sind Werte, für die man nicht arm oder gesellschaftlich randständig sein muss, um sich für diese einzusetzen!

Im Gegenteil!

Gerade wenn es einem gut geht ist man in der Pflicht sich dafür einzusetzen, dass andere ebenso viel Glück in ihrem Leben erfahren.

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