Über Geduld und Geld bei der Bootsrestaurierung.
Wer sich ein Folkeboot besorgt, welches eine Grundüberholung braucht, braucht entweder ein sehr gut gefülltes Bankkonto oder sehr viel Geduld. Mit sich, und dem Boot!
Im Februar 2017 habe ich meine alte Dame, das Folkeboot AMANDA, aus Oxelösund abgeholt. Zusammen mit meinem Freund Herbert, mit dem Auto von Ingo und dem Trailer von Ingo, den er mir inzwischen geschenkt hat. In Schweden habe ich geahnt, dass die „Amanda“ intensive Pflege braucht und auch wohl der eine oder andere intensivere Eingriff nötig sein wird, bis sie wieder schwimm- und segelfähig ist.
Das ich so viel Zeit, Geld und Geduld mit dem Boot, und vor allem mir, brauche, habe ich mir im Februar 2017 nicht vorstellen können. Dennoch: Ich bereue es bis heute nicht, die Amanda vor der Motorsäge „gerettet“ zu haben.
Denn mit ein „büschen“ Lack abziehen und ein „büschen“ Schleifen und dann neue Farbe drauf ist es nicht getan. Die Amanda ist in friemeliger Kleinarbeit von innen abgezogen und das erste Mal geschliffen, und in sehr anstrengender Arbeit von außen mit einem Abziehmesser vom weißen Lack befreit. Das hat viele, viele Stunden schweißtreibende, kontemplative, nervige, einsame, verfluchte aber auch zufriedenen Stunden gebraucht.
Erstmal den Korpus insgesamt frei gelegt, hat AMANDA dann neben einigen Rissen in den Planken auch noch einige gebrochene Spannten gezeigt, die besser ausgetauscht werden mussten.
Ein häufiger Satz in Gesprächen mit meiner Frau über AMANDA war: „Naja, jetzt wo sie mal offen ist, sollten wir das dann auch mal machen.“
Bisher hat meine Frau, was absolut nicht selbstverständlich ist(!), dann immer mit einer etwas schiefen Grimasse sinngemäß geantwortet: Wenn Du meinst das muss, dann mach.
Nun ist die alte Dame also nackt, hat einige neue Spannten und jetzt steht die nächste Frage an, die zu beantworten ist, weil sie ja gerade „offen“ ist.
Ein in Folkeboot-Kreisen bekanntes Ereignis hat mich zu der Überlegung gebracht: Was ist eigentlich mit den Kielbolzen?
Ein Folkebooteigner hat nämlich erlebt, was passieren kann, wenn man ein Boot fertig hat und segelt, aber die Kielbolzen nicht erneuert hat. Dem Folkeboot SAGA von Vincent Regenhart ist beim Segeln schlicht der Kiel abgefallen. Was leider auch zum Totalverlust des Kiels geführt hat. In einer sehr aufwendigen Aktion hat er einen neuen Kiel von einem anderen Boot besorgt und diesen trotz aller Widrigkeiten angepasst und angebaut.
Dieses Erlebnis möchte ich der AMANDA und mir ersparen.
Deswegen wird vor dem Austausch einer Planke, den letzten Schleifgängen, vor der Montage des neuen Decks, vor dem dem Ölen und Lackieren, vor dem Bau eines neuen Ruderblattes, vor der Anschaffung des neuen Mastes nun noch der Austausch der Kielbolzen stehen, wobei ich dann auch gleich die Kielplanke tauschen kann, die fingerbreit weggerottet ist.
Es ist also noch was zu tun.
Am Ende, wenn die AMANDA wieder schwimmt und segelt wird neben der vielen Zeit die ich in die AMANDA gesteckt habe, wahrscheinlich auch so viel Geld verbraucht worden sein, das ich mir ein segelfertiges Folkeboot hätte kaufen können.
Nur, das wollte ich ja nie! Nur sollte das jedem klar sein, der so ein Projekt anfasst.
Ahoi!